Bewegung – wichtig für die Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen
Schutzfaktor für die Gesundheit

Ausreichende Bewegung zählt neben ausgewogener Ernährung und gelungener Stressbewältigung zu den besten Schutzfaktoren für unsere Gesundheit. Körperliche Aktivität trägt nicht nur dazu bei, dass die Durchblutung des Körpers angeregt wird. Sie kann außerdem das Risiko mindern, an „Zivilisationskrankheiten“ wie zum Beispiel Fettleibigkeit, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Rückenschmerzen zu erkranken und die physische Leistungsfähigkeit steigern. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang.

Deshalb muss ausreichende Bewegung schon früh zugelassen und unterstützt werden, so dass sich dieses Bewegungsverhalten für das gesamte Leben festigt und zur Selbstverständlichkeit wird.

Bewegen, Fühlen und Denken sind eins

Gerade über Bewegung erschließen sich Kinder die Welt. Kleinkinder strecken sich und strampeln, sie krabbeln auf allen Vieren und entdecken so ihre Umgebung. Bewegen, Fühlen und Denken fügen sich in ihrer Erfahrung zusammen. Im Kindergarten toben die Kleinen auf dem Spielplatz, balgen miteinander oder rennen um die Wette. Mädchen und Jungen tanken so auf spielerische Weise Lebensfreude. Die Schule schließlich schränkt den kindlichen Bewegungsdrang oft erheblich ein. Und auch der in Lehrplänen vorgesehene Sportunterricht fällt viel zu oft aus. Darüber hinaus verbringen laut Statistik Schulkinder im Durchschnitt 2,3 Stunden vor dem Fernseher und 1,1 Stunden vor dem Computer.

Teenager haben weniger Freude an Bewegung. Die meisten Jugendlichen sind nur an zwei Tagen in der Woche körperlich aktiv. Die Freude an der Bewegung nimmt im Teenager-Alter deutlich ab. Insbesondere Mädchen entwickeln in der Pubertät andere Interessen, Unter den Sechs- bis Zehnjährigen gelten etwa 21 Prozent als Bewegungsmuffel, unter den 16- bis 18-Jährigen sind es mit etwa 53 Prozent mehr als doppelt so viele.

Der Deutsche Sportbund, die AOK und das Wissenschaftliche Institut der Ärzte Deutschlands haben die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen getestet. Im Rahmen der 2002 gestarteten Gemeinschafts-initiative „Fit sein macht Schule“ wurden Daten von mehr als 20.000 Schülerinnen und Schülern zwischen sechs und 18 Jahren erfasst. Die aktuelle Bilanz: Mädchen und Jungen sind inzwischen sehr viel weniger leistungsfähig als noch vor einigen Jahren. Defizite zeigten sich vor allem bei Übungen zu Koordination und Ausdauer.
Zwischen zehn und 20 Prozent der Jugendlichen sind übergewichtig. Zwar sind sich Fachleute aus dem Gesundheitswesen längst nicht einig, wie viel Bewegung ein Kind für eine gesunde Entwicklung braucht. Expertinnen und Experten sind dennoch besorgt über diesen Trend hin zum Bewegungsmangel, der sich auch aus einem durch die modernen Medien bestimmten Freizeitverhalten (PC, TV, Gameboy, Playstation usw.) ergibt. Sie fordern, Kinder für ein bewegungsaktives, sportliches Leben zu begeistern.

Schließlich gelten mangelnde Bewegung und falsche Ernährung als Hauptursachen  dafür, dass Kinder und Jugendliche immer öfter zu viel auf die Waage bringen. Im Durchschnitt wiegen sie heute gut 1,5 Kilogramm mehr als noch vor 25 Jahren (Kinderund Jugendsportbericht). Zwischen zehn und 20 Prozent der Mädchen und Jungen gelten mittlerweile als übergewichtig oder adipös. Der Anteil der Jungen ist dabei in allen Altersklassen deutlich höher als jener der Mädchen. Bei den 13- bis 15-Jährigen ist fast jeder zehnte Junge übergewichtig. Verlässliche Daten wird der Kinder- und Jugend-Gesundheits-Survey des Robert-Koch Instituts, der 2006 vorgelegt wird, erbringen.

„Wer sich bewegt fühlt sich wohler“

Regelmäßige Bewegung schützt aber nicht nur vor Übergewicht und Adipositas, sondern auch vor vielen anderen Krankheitsrisiken. Zum Beispiel: Etwa 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen leiden unter psychischen Belastungen und Auffälligkeiten. Regelmäßige Bewegung könnte helfen, die Psyche zu stabilisieren, Stress abzubauen und das Selbstwertgefühl zu steigern. Körperliche Aktivität sorgt eben nicht nur dafür, dass die Energiebilanz des Organismus wieder stimmt. Gerade auch bei schlechter Laune oder Verstimmung kann etwas Bewegung helfen, angestauten Ärger loszuwerden und die Welt wieder positiver wahrzunehmen. Außerdem stärkt regelmäßige Bewegung im Verein oder einer anderen Gruppe Sozialkompetenz, Toleranz und Kommunikationsfähigkeit. „Gut drauf“ heißt denn auch eine speziell für Jugendliche entwickelte Themenreihe der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Darin werden unter anderem zehn Gründe genannt, warum sich körperliche Aktivität für die eigene Gesundheit auszahlt. Ganz oben rangieren die Sätze: „Wer sich bewegt, fühlt sich wohler“ und „gute Laune durch Bewegung“.

Jede Bewegung zählt – Einfach mal ausprobieren

45 Prozent der Kinder und Jugendlichen wollen mehr Sport treiben Viele Mädchen und Jungen wissen längst genau, was ihnen gut tut. In einer Umfrage gaben rund 45 Prozent von ihnen an, künftig mehr Sport als bislang treiben zu wollen. Ganz besonders jene, die körperlich nicht so fit waren oder weniger Schulsport hatten, äußerten überdurchschnittlich häufig diesen Wunsch.

Eltern und Pädagogen müssen Bewegung ermöglichen.

Aber nicht immer können Kinder und Jugendliche ihre sportlichen Aktivitäten alleine umsetzen. Mütter und Väter, Erzieherinnen und Erzieher sowie Lehrerinnen und Lehrer sind daher gefordert, Raum und Zeit dafür bereit zu stellen und den gesunden Bewegungsdrang des Nachwuchses zu fördern. Ob nun Schwimmen oder Fußball, Wandern oder Klettern, Turnen oder Leichtathletik oder auch Trendsportarten wie Inline-Skating – bei vielen körperlichen Aktivitäten können Kinder und Jugendliche Vertrauen in ihre eigene Leistungsfähigkeit entwickeln und aufbauen. Und gerade Kinder und Jugendliche sollten die Art von Bewegung wählen, die ihnen auch wirklich Spaß macht.

Es gibt genügend Möglichkeiten, sich zu bewegen wie die Vielfalt der Sportvereine und sonstigen Sportangebote zeigt. Auch jeden Tag 3.000 Schritte extra sind bereits ein wichtiger Beitrag für die eigene Gesundheit. Die beste Devise: Einfach mal ausprobieren!

Jeden Tag 3.000 Schritte extra

Wer gehen will, kann einfach loslegen
Gehen ist die ursprünglichste und natürlichste Art der Fortbewegung. Weite Strecken zu Fuß zurückzulegen gehörte über Jahrtausende hinweg zum Alltag des Menschen. Mittlerweile ist das Zufußgehen im Alltag aus der Mode gekommen. Andererseits erfreuen sich Sportarten wie Walking, Nordic-Walking und Jogging in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Diesen Trend gilt es zu unterstützen, damit sich noch mehr Menschen entschließen, präventiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun.

3.000 Schritte am Tag sind ein einfacher Einstieg und können ohne großen Aufwand und teure Ausrüstung in den Alltag integriert werden. Gehen ist schließlich die einfachste aller Fortbewegungen. Wer geht, muss sich nicht anstrengen. Es passiert einfach wie das Atmen. Wer gehen will, kann einfach loslegen. Gerade im Kindergarten und in der Schule sollte Bewegung wieder stärker in den Vordergrund rücken. Es gibt viele gute Beispiele aus der Praxis, die zum Nachmachen
animieren. Mehr dazu steht unter www.die-praevention.de.

Bewegung – es darf auch etwas mehr sein!

Die Kampagne „Bewegung und Gesundheit“ des Bundesministeriums für Gesundheit will Menschen in Deutschland motivieren, sich mehr zu bewegen. Mit der einfachen Botschaft „Jeden Tag 3.000 Schritte extra“ soll Bewegung im Alltag wieder eine größere Bedeutung erhalten.
Zentrales Instrument der Kampagne ist der Schrittzähler. Das Gerät ist etwa so groß und leicht wie eine Streichholzschachtel. Der Schrittzähler wird am Hosenbund oder Gürtel befestigt und zählt so jede Bewegung. Auch Kinder und Jugendliche haben viel Freude daran, jederzeit überprüfen zu können, wie viele Schritte sie an einem Tag bereits zurückgelegt haben.

Gute Beispiele aus der Praxis

Bewegte Kinder und Jugendliche, gesunde Schule

Wer gesund und psychisch stabil ist, dem fällt es leichter, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und zu bewältigen. Mädchen und Jungen müssen entsprechende Kompetenzen erst noch ausbilden. Ob ihnen das gelingt, daran hat neben Elternhaus, Kindergarten und Hort die Lebenswelt Schule einen wesentlichen Anteil. Der Schulalltag sollte daher so gestaltet sein, dass das Bedürfnis nach Bewegung immer wieder ausgelebt werden kann und so die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gestärkt und gefördert wird. Im Folgenden werden drei Schulen vorgestellt, bei denen die Gesundheitsförderung mit auf dem Lehr- und Stundenplan steht.

Grundschule Lindenstraße in Osterholz-Scharmbeck

Mit Ausdauer zum Ziel.

Jedes Jahr im Herbst trainieren die 360 Mädchen und Jungen an der Grundschule Lindenstraße in Osterholz-Scharmbeck ganz besonders ihre Ausdauer. An einem jährlichen Lauftag wollen sie nämlich beweisen, dass sie eine Stunde lang laufen können – ohne allzu sehr aus der Puste zu geraten. Nicht nur die Kinder sind da gefordert. Auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer machen mit. Der jährliche Lauftag ist Teil des Projekts „Gesunde Kinder – gesunde Schule“, dem sich die niedersächsische Grundschule verschrieben hat. Demnächst soll auf dem Schulhof eine Bewegungslandschaft entstehen. Mit allen Sinnen sollen die Schülerinnen und Schüler dort erfahren, dass Bewegung wohltuend und aufregend zugleich ist. Weitere Informationen: http://www.gs-linden.de

Fridtjof-Nansen-Schule in Hannover

Gesundheit kann man lernen
Kinder und Jugendliche profitieren am meisten, wenn sie frühzeitig erfahren, dass sie ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben dürfen. Das Toben, Rennen, Balancieren oder Klettern stärkt das Vertrauen in die
eigenen Fähigkeiten. Zunehmend gestalten Lehrerinnen und Lehrer daher den Schulalltag so, dass sich körperliche Belastung und Entspannung abwechseln. So sitzen die 380 Kinder und Jugendlichen an der Fridtjof- Nansen-Schule in Hannover mal auf ergonomisch geformten Wippstühlen, mal arbeiten sie an Stehtischen oder im Liegen auf Matten. Auf dem Schulhof laden Stangen und Felsen zum Klettern und Balancieren ein, in der Sportstunde soll Bewegung vor allem Spaß machen.
Weitere Informationen:
http://www.fns-online.de/

Grundschule an der Bottwar in Steinheim an der Murr

Für Bewegung wird gesorgt
Was für eine Schule! Die Kinder sitzen auf Hockern, im Flur gibt es Tobe-Ecken und Hüpfkästchen und die Tische sind höhenverstellbar. Die Grundschule an der Bottwar in Steinheim an der Murr ist eine von 303 vorbildlichen Schulen in Baden-Württemberg. Mit der Teilnahme am Projekt der Landesregierung „200 Minuten Sportunterricht“ verpflichtet sie sich, vermehrt Sportunterricht anzubieten und Bewegungsübungen in den Unterricht zu integrieren. Der Gewinn: Die Kinder sind konzentrierter und behalten das Erlernte besser. 20 Aktionstage pro Jahr gehören ebenso zum Konzept wie Kooperationen mit den örtlichen Sportvereinen und Kindergärten. Die Schulsportoffensive erhielt 2004 den Deutschen Präventionspreis.                                     Weitere Informationen: http://www.deutscher-praeventionspreis.de

Recherchehinweise
Weitere Beispiele für vorbildliche Schulkonzepte sowie Materialien zum Thema finden Sie unter: Kampagne „Bewegung und Gesundheit“ des BMGS www.die-praevention.de Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung www.bzga.de Bundesministerium für Gesundheit/ Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und – gestaltung (GVG) http://www.gesundheitsziele.de Bewegte Schule Niedersachsen http://www.bewegteschule.de/redaktion/projekt/index.php Schweizerisches Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen http://www.gesundeschulen.ch/html/
Österreichisches Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen http://www.gesundeschule. at/

Quelle: Infobüro Prävention - Ein Service des Bundesministeriums für Gesundheit